Hugo soll 1,5 Millionen Entschädigung bekommen – sagt Frau Professor Barros von europe.com
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Es gibt wieder Post aus Brüssel – angeblich.
Diesmal schreibt eine gewisse Prof. Dr. Karla Barros, „Leitende Entschädigungsbeauftragte der Europäischen Union“. Sie beruft sich auf Artikel 47 der Charta der Grundrechte der EU und verspricht Hugo aus Wanne-Eickel sage und schreibe 1.500.000 Euro Entschädigung für „frühere Finanztransaktionen“. Alles ganz offiziell, versteht sich – zumindest bis man merkt, dass die „EU“ hier über europe.com erreichbar ist und lieber persönliche Daten als politische Stabilität sammelt.
Die E-Mail von europeanaidinfo@europe.com
Hallo, Gemäß Artikel 47 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union und den einschlägigen Bestimmungen zur finanziellen Erstattung nach geltendem europäischen und internationalen Recht bin ich verpflichtet, eine Entschädigung in Höhe von 1.500.000,00 EUR zu zahlen.
Diese Zahlung erfolgt im Zusammenhang mit früheren Finanztransaktionen, bei denen Ihnen nachweislich Kosten und Ausgaben entstanden sind, Sie aber aufgrund verwaltungstechnischer oder verfahrenstechnischer Probleme nicht die Ihnen zustehenden Mittel erhalten haben. Die Entschädigung wird daher im Rahmen eines formellen Rechtsbehelfsverfahrens zuerkannt, das die Grundsätze der Fairness, Transparenz und angemessenen Rechtsbehelfe nach EU-Recht gewährleistet.
Antworten Sie auf diese Nachricht, um detaillierte Anweisungen zur Beantragung der Gelder zu erhalten. Der Betrag wird innerhalb von fünf Werktagen auf Ihr Bankkonto oder Ihre Zahlungskarte überwiesen.
BENÖTIGTE INFORMATIONEN: Vor- und Nachname: Land: Adresse: Telefonnummer: Beruf: Einzahlungsreferenznummer: NRTB/JH2025/28392DV/EUR
Wichtige Informationen: Bitte senden Sie die oben genannten Informationen direkt an die offizielle E-Mail-Adresse des Technischen Supportdienstes der Europäischen Union: europeanaidinfo@europe.com
Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. Karla Barros, Leitende Entschädigungsbeauftragte, Referat für humanitäre Entschädigungen, Europäische Union: europeanaidinfo@europe.com
Hugo fragt lieber nach
Hugo war natürlich erst einmal begeistert – 1,5 Millionen Euro Entschädigung! Da kann man schon mal kurz vom Grill aufschauen. Doch im BMW-Club Wanne-Eickel war man sich schnell einig: „Da stimmt was nicht, Junge – frag lieber nach!“
Gesagt, getan. Hugo schrieb höflich zurück an Prof. Dr. Karla Barros, die angebliche Entschädigungsbeauftragte der Europäischen Union. Natürlich wollte er wissen, ob das alles seriös ist und ob es einen offiziellen Nachweis gibt. Schließlich wird im Internet viel Schindluder getrieben, und die Clubkameraden kennen sich aus – spätestens seit der Geschichte mit dem „Gewinnspiel aus Monaco“, bei dem der Hauptpreis ein leerer Briefumschlag war.
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Barros,
also ich muss sagen: Ich bin ganz schön baff! 1,5 Millionen Euro Entschädigung – das liest man ja nicht alle Tage. Da hat im BMW-Club gestern keiner mehr an den Grill gedacht, alle wollten nur wissen, ob das stimmt.
Die Jungs meinten aber auch gleich, ich soll lieber einmal nachfragen, ob das wirklich seriös ist. Im Internet gibt’s ja viel Betrug, und man hört ja ständig von falschen E-Mails, wo man am Ende noch was draufzahlen soll.
Könnten Sie mir bitte einen Nachweis oder ein offizielles Schreiben der EU schicken, dass das alles echt ist? Vielleicht auch eine Telefonnummer oder Website von Ihrer Behörde (am besten mit „.europa.eu“ am Ende), damit ich das prüfen kann.
Ich hoffe, Sie verstehen das – ich hab da einfach schon zu viel Mist erlebt.
Und bevor ich irgendwas ausfülle, würde ich gern sicher sein, dass das hier wirklich von der Europäischen Union kommt.Mit freundlichen Grüßen
Hugo Scholz
Wanne-Eickel
BMW-Club Abteilung „Recht & Rostschutz“
Analyse: Die EU verschickt keine Millionen von europe.com
Wie so oft steckt hinter der vermeintlich offiziellen E-Mail nur ein simpler, aber geschickt verpackter Betrugsversuch. Schon ein kurzer Blick auf die Absenderadresse verrät alles: europe.com hat nichts mit der Europäischen Union zu tun. Offizielle EU-Stellen verwenden ausschließlich Adressen der Form @europa.eu.
Auch die Sprache ist verräterisch: Juristische Fachbegriffe wie „Artikel 47 der Charta der Grundrechte“ oder „formelles Rechtsbehelfsverfahren“ sollen Seriosität vortäuschen, klingen aber so, als hätte sie jemand mit Google Translate und einem EU-Broschürchen zusammengebastelt.
Das Ziel ist wie immer klar: Die Betrüger wollen persönliche Daten – Name, Adresse, Telefonnummer, Beruf – um Identitätsdiebstahl zu betreiben oder später angebliche Gebühren zu verlangen. Die „Einzahlungsreferenznummer“ klingt offiziell, ist aber reine Fantasie.
Ein weiteres Indiz: Kein echtes Verfahren, keine Behörde, kein Bezug zu einer realen Transaktion. Niemand zahlt einfach so 1,5 Millionen Euro Entschädigung aus!
Update: Jetzt mit „Glandous Bank“
Nach Hugos Nachfrage wird’s „offiziell“: Die Professorin verweist plötzlich auf eine Glandous Bank samt Kontaktadresse @accountant.com und einer „Web-Filiale“. Klingt schick – ist aber genau das Gegenteil von seriös. Keine @europa.eu-Adresse, dafür eine dubiose Dritt-Domain und der Versuch, persönliche Daten direkt an eine fremde Bank zu lenken. Der vermeintliche EU-Bezug (Art. 214 AEUV, IWF, UN) soll Seriosität vorgaukeln, ersetzt aber keinen echten Nachweis einer EU-Behörde.
Name der Bank: Glandous Bank
Ansprechpartner: Herr David Pasco
CFO/Leiter Rechnungswesen
E-Mail: glandousbank@accountant.com
Website: https://web.glandous.com/

Die E-Mail!
Dazu gibt es eine längliche E-Mail, die wir hier nur verkürzt darstellen wollen!
Frau Prof. Dr. Barros meldet sich wieder – diesmal mit 1,5 Millionen Euro humanitärer Hilfe direkt aus Brüssel (angeblich). Das Geld soll über die hochseriöse Glandous Bank mit der Adresse @accountant.com fließen. Natürlich „gemäß Artikel 214“ und in Zusammenarbeit mit dem IWF und der UNO – klar doch. Hugo ist offenbar jetzt offizieller EU-Krisenfall.
Kurz gesagt: Bürokratie trifft Bullshit Bingo.

Die Red Flags
Schon beim zweiten Blick auf die neue Nachricht leuchten die Warnlampen wie beim TÜV-Termin. Eine angebliche EU-Behörde, die über eine @accountant.com-Adresse kommuniziert und mit einer dubiosen „Glandous Bank“ zusammenarbeitet, ist schlicht unglaubwürdig. Offizielle EU-Stellen nutzen immer @europa.eu, keine Freemail-Domains.
Auch die zahlreichen Verweise auf IWF, UN und Artikel aus EU-Verträgen sollen Seriosität vortäuschen, ersetzen aber keinen echten Nachweis. Zusammengefasst: Wenn eine „EU-Entschädigung“ plötzlich private Daten oder Kontakt zu einer unbekannten Bank verlangt – ist das keine Hilfe, sondern ein klarer Phishing-Versuch.
Hugo bleibt skeptisch – Corona-Hilfen lassen grüßen
So leicht lässt sich Hugo natürlich nicht einwickeln. 1,5 Millionen Euro klingen zwar verlockend, aber im BMW-Club Wanne-Eickel kennt man sich mit Formularen und Rückzahlungen aus. Einer meinte gleich: „Pass bloß auf, sonst wollen die am Ende wieder was zurück – wie bei den Corona-Hilfen!“
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Barros,
vielen Dank für Ihre Nachricht – ich muss sagen, das klingt ja alles ganz großartig. Trotzdem bin ich ein bisschen unsicher, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Die Jungs vom BMW-Club haben gleich gesagt, ich soll vorsichtig sein – nicht, dass man am Ende noch was zurückzahlen muss wie bei den Corona-Hilfen.
Könnten Sie mir vielleicht ein offizielles Dokument oder eine Bestätigung schicken, die zeigt, dass das Ganze wirklich von der Europäischen Union kommt? Am besten mit einem Siegel oder einer @europa.eu-Adresse, damit ich das prüfen kann.
Ich hoffe, Sie verstehen das – man hört ja viel über Betrug im Internet, und ich will nur sicher sein, dass hier alles seine Ordnung hat.
Mit freundlichen Grüßen
Hugo
Wanne-Eickel
BMW-Club, Abteilung „Vertrauen ist gut, Nachweis ist besser“
Also fragte Hugo höflich nach, ob es irgendein offizielles Dokument oder Siegel gibt, das die Echtheit bestätigt. Schließlich hat die echte EU ja bestimmt genug Stempel, um so etwas ordentlich zu bescheinigen. Bis dahin bleibt Hugo misstrauisch – und das Grillgeld lieber auf dem Konto.
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