Webseiten von Scammern melden – bringt das überhaupt etwas?

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Das Netz ist voller Betrüger. Ob Fake-Banken, Phishing-Seiten oder dubiose Online-Shops – täglich tauchen neue betrügerische Webseiten auf. Viele Plattformen und Behörden bieten die Möglichkeit, solche Seiten zu melden. Aber bringt das wirklich etwas?

Scammer und eigene Domains und Webseiten

Betrüger, die es ernst meinen, setzen nicht einfach nur auf gefälschte E-Mails, sondern betreiben oft ganze Fake-Webseiten. Besonders im Bereich von Fake-Banken und Finanzbetrug registrieren sie eigene Domains, die täuschend echt wirken. Statt einer auffälligen @gmail.com-Adresse nutzen sie firmeneigene E-Mail-Domains, was die Betrugsmasche seriöser erscheinen lässt. Eine gut gemachte Fake-Seite mit eigenem Branding und professionellem Design erhöht die Glaubwürdigkeit enorm – und viele Opfer fallen genau deshalb darauf herein.

Eine typische Fake-Bank, mit kleinen Fehlern

Phisher und kostenlose Hosting-Angebote

Während professionellere Betrüger in eigene Domains investieren, nutzen viele Phisher kostenlose Hosting-Dienste, um ihre Seiten schnell und ohne Kosten aufzusetzen. Dienste wie InfinityFree, 000webhost oder kostenlose Subdomains von Anbietern wie Freenom werden oft für Phishing-Zwecke missbraucht. Der Vorteil für die Betrüger: Sie können massenhaft neue Seiten erstellen, wenn eine gesperrt wird. Die geringen Einstiegshürden machen es ihnen leicht, ihre betrügerischen Seiten immer wieder neu aufzubauen.

Phishing auf kostenlosem Webspace

Werden die Seiten tatsächlich offline genommen?

Die kurze Antwort lautet: Ja, das Melden von Scammer-Webseiten kann tatsächlich etwas bewirken. Viele Provider reagieren überraschend schnell und nehmen betrügerische Seiten offline – teils innerhalb weniger Stunden. Besonders kostenlose Hosting-Anbieter handeln oft direkt und sperren die gemeldeten Seiten sogar über den Live-Chat, ohne langwierige Prüfungen.

Webseite wurde vom Support stillgelegt

Bei eigener Domain und bezahltem Webspace dauert die Überprüfung in der Regel etwas länger, doch auch hier wird oft innerhalb von 1 bis 3 Tagen reagiert. Sobald die Seite gesperrt wird, trifft es die Betrüger härter: Nicht nur die Webseite verschwindet, sondern auch verbundene E-Mail-Konten und potenzielle Opferkontakte. Dadurch verlieren sie wichtige Kommunikationswege und müssen ihre Masche von Grund auf neu aufsetzen.

Keine E-Mails mehr für die Scammer

Wie meldet man Webseiten?

Um eine Webseite zu melden, gilt es erstmal den Provider heraus zu finden, bei welchem die Webseite gehostet wird. Bei einem kostenlosen Hoster ist dies meist einfach, da diese eine Subdomain verwenden, der letzte Teil ist dann der Anbieter.

Provider über Whois herausfinden?

Alternativ kann die Domain oder IP-Adresse über einen Whois-Dienst abgefragt werden. Dabei erhält man oft die Kontaktdaten des Anbieters, einschließlich einer Abuse-Adresse, über die man den Betrug direkt melden kann.

Einige Hosting-Provider bieten zudem ein Meldeformular auf ihrer Webseite an. Dieser Weg erfordert meist etwas mehr Aufwand, da zusätzliche Angaben wie Beweise oder eine Beschreibung des Verstoßes erforderlich sind. Dennoch kann er oft zu einer schnelleren Bearbeitung führen.

Abuse E-Mail

IP-Adresse der Webseite heraus finden

Zusätzlich kann mit dem Befehl nslookup die IP-Adresse der Webseite ermittelt werden. Weicht diese von der Domain ab, kann es sich lohnen, auch den Hosting-Anbieter der IP-Adresse zu kontaktieren. In vielen Fällen hosten Betrüger ihre Webseiten auf VPS- oder Cloud-Diensten, und eine direkte Meldung beim Webhoster kann dazu führen, dass die betrügerische Infrastruktur schneller offline genommen wird.

IP-Adresse einer Webseite ermitteln

Provider anschreiben

Sobald alle relevanten Daten gesammelt sind, kann der Provider kontaktiert werden. Beim Verfassen der E-Mail können KI-Dienste wie ChatGPT helfen, um eine klare und prägnante Meldung zu formulieren. Die Nachricht sollte kurz und präzise, aber dennoch alle wichtigen Informationen enthalten. Ein Link zu einer eigenen Webseite oder einem Dokument mit den gesammelten Beweisen kann dabei nützlich sein.

Besonders bei weniger offensichtlichen Betrugsseiten sind detaillierte Nachweise hilfreich. Screenshots von Phishing-E-Mails, betrügerischen Zahlungsaufforderungen oder verdächtigen Kontaktanfragen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Provider schneller reagiert und die Seite offline nimmt.

Abuse E-Mail schreiben an Anbieter

Erfolgsrate?

Die Erfolgsrate ist insgesamt positiv, auch wenn sie schwankt. Viele Anbieter reagieren innerhalb kurzer Zeit und sperren die gemeldeten Seiten – manche sogar sofort über den Kundenchat, andere benötigen einige Tage für die Prüfung.

Natürlich gibt es auch weniger kooperative Provider, die gar nicht oder nur sehr zögerlich auf Meldungen reagieren. In solchen Fällen kann es helfen, die Seite bei mehreren Stellen zu melden, etwa bei Suchmaschinen, Browser-Sicherheitsdiensten oder Anti-Phishing-Initiativen, um die Reichweite der Betrüger einzuschränken.

Positive Erfahrungen

Mit folgenden Anbietern haben wir gute Erfahrungen gemacht:

  • Hostinger
  • Hetzner
  • webhostmost.com
  • mystrikingly.com
  • Amazon AWS

Was könnten Provider besser machen?

Viele Hosting-Anbieter bieten zwar Möglichkeiten zur Meldung von Betrugsseiten, doch der Prozess könnte oft einfacher und effizienter gestaltet werden. Ein großes Problem sind umständliche Meldeformulare und versteckte Supportseiten, die oft zusätzliche Anmeldungen oder detaillierte Angaben erfordern, die für eine erste Meldung nicht immer notwendig sind.

Ein direkter Abuse-Kontakt per E-Mail wäre eine deutlich einfachere Lösung. Eine einheitliche, leicht auffindbare E-Mail-Adresse für Missbrauchsmeldungen würde es Nutzern erleichtern, Scams schnell und ohne unnötigen Aufwand zu melden. Einige Provider bieten bereits solche direkten E-Mail-Kontakte an und reagieren oft schneller als diejenigen, die nur über komplexe Formulare arbeiten.

Fazit

Das Melden von Scammer-Webseiten bringt tatsächlich etwas – auch wenn die Erfolgsrate je nach Anbieter variiert. Während kostenlose Hosting-Dienste oft sofort reagieren, dauert es bei bezahlten Webspaces mit eigener Domain in der Regel etwas länger. Doch auch hier führen Meldungen häufig zur Sperrung der Seiten, was für Betrüger besonders schmerzhaft ist, da sie nicht nur ihre Webseite, sondern auch ihre E-Mail-Adressen und gespeicherten Kontakte verlieren.

Allerdings gibt es noch Verbesserungspotenzial: Viele Provider könnten den Meldeprozess vereinfachen, indem sie statt umständlicher Formulare einen einfachen, direkten E-Mail-Kontakt anbieten.

Trotz einiger unkooperativer Anbieter zeigt sich jedoch: Wer Scammer-Seiten meldet, kann dazu beitragen, das Netz ein Stück sicherer zu machen.

Und manchmal zeigen einem die Scammer auch, dass es nicht so super für die lief:

Nach 3 gesperrten Webseiten, ein schwerer Tag


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