Wenn fremde Professorinnen ihr Geld verschenken… 🧑‍🏫

Inhalt

Wow, was für ein Glücksfall! Eine völlig fremde „Professorin Emma G. Schneider“ hat aus heiterem Himmel beschlossen, ihr millionenschweres Vermögen ausgerechnet mir zu vermachen.

Kein Haken, keine Bedingungen – außer natürlich, dass ich ihr schnellstmöglich antworte, bevor sie sich das noch anders überlegt. Und zum Glück hat sie bereits ihren „Anwalt“ beauftragt, mein Erbe wasserdicht zu machen.

Klingt absolut vertrauenswürdig – schließlich verschenken seriöse Menschen ihr Geld per Spam-Mail! 🙃

Die E-Mail von Prof. Emma G. Schneider (nkbgo989@outlook.com)

Hallo,
ich schreibe Ihnen, um Sie darüber zu informieren, dass ich Sie als meine nächsten Angehörigen haben möchte, die eine Erbschaft von 1.500.000 € (eine Million fünfhunderttausend Euro) erhalten. ICH WERDE MEINEM ANWALT EMPFEHLEN, MEIN TESTAMENT ZU ÄNDERN UND SIE ALS NÄCHSTEN ANGEHÖRIGEN/ALLEINEN BEGÜNSTIGTEN ZU NENNEN, UM BEI DER EINREICHUNG EINES ANTRAGS AUF DIE ÜBERTRAGUNG DES GELD AN SIE ZU HELFEN. Wenn Sie daran interessiert sind, teile ich Ihnen gerne weitere Informationen darüber mit, wie Sie es erhalten können.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Emma G. Schneider

Wir antworten!

Wir sind dieses Mal Ahmet, unser hochgebildeter Anwalt der guten Frau “Feyza Olcay Ýbrahim”. Immerhin haben wir hier schon einen ensprechenden Ausweis.

Wir antworten gebildet und mit Stil!

Sehr geehrte Professorin Emma G. Schneider,

Ihr überraschendes Schreiben hat mich in höchstem Maße erstaunt – nicht allein ob der immensen Summe, die Sie mir großzügigerweise vermachen möchten, sondern insbesondere ob der gänzlich unerwarteten Nähe, die zwischen uns offenbar bestehen soll.

Sie gestatten mir gewiss die Frage, auf welchen Umstand ich die Ehre verdanke, als Ihr nächster Angehöriger zu gelten? Weder scheint mein genealogischer Stammbaum eine derartige Verflechtung aufzuweisen, noch vermag ich mich zu erinnern, in der Vergangenheit in akademischen oder sonstigen Kreisen mit Ihnen in Verbindung gestanden zu haben.

Ebenso rätselhaft ist mir die Eile, mit der dieses Testament geändert und die Übertragung in die Wege geleitet werden soll. Eine solche Zuwendung verlangt, wie Sie gewiss wissen, tiefgründige rechtliche Prüfungen sowie eine fundierte ethische Reflexion.

Sie würden mir demnach eine große Freude bereiten, wenn Sie mir nähere Details zukommen ließen – insbesondere hinsichtlich der juristischen Begebenheiten, der genauen Herkunft der Erbschaft sowie des Modus der angedachten Übertragung. Ich darf wohl annehmen, dass eine Angelegenheit dieser Tragweite nicht ohne angemessene Dokumentation und notarielle Beglaubigung vonstattengeht.

Mit ausgeprägtem Interesse, jedoch gebotener Skepsis, verbleibe ich

Ahmet

Wir bekommen eine Antwort

Oh, was für ein herzerwärmendes Schicksal! Eine sterbende Millionärin, die mit letzter Kraft eine E-Mail tippt, um ihr verbliebenes Vermögen von genau 1,5 Millionen Euro an eine völlig fremde Person zu verschenken. Ihr verstorbener Gatte, ein nobler Goldhändler mit einer Mine in der Türkei (weil das für die Story einfach schicker klingt), hinterließ ihr ein immenses Vermögen, das sie zu wohltätigen Zwecken verteilt hat – aber ein kleines Restchen von 1,5 Millionen will sie nun ausgerechnet mir vermachen.

Natürlich hat sie keine lebenden Verwandten, und zufälligerweise sind auch ihre Geschwister an Krebs gestorben – weil Tragik immer gut zieht. Die Regierung lauert bereits darauf, das Geld in dunkle Machenschaften zu investieren, und nur ich kann dieses Unheil verhindern! Alles, was sie braucht, sind meine persönlichen Daten – reiner Papierkram, versteht sich.

Liebe Geliebte, möge der Friede des Herrn mit Ihnen sein. Ich schreibe Ihnen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Sie als meine nächsten Angehörigen haben und insgesamt 1.500.000 € (eine Million fünfhunderttausend Euro) beanspruchen möchte. Mein Name ist Prof. Emma G. Schneider und ich komme aus Deutschland. Ich weiß, dass diese Nachricht Sie überraschen wird. Erstens bin ich mit Herrn Manfred Schneider verheiratet, einem Goldhändler, der eine kleine Goldmine in der Türkei besaß. Er starb Mitte März 2018 an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Zu Lebzeiten hat er mir die Summe von 7.000.000 € (sieben Millionen Euro) überwiesen. Das überwiesene Geld stammte aus dem Verkauf der Aktien, der Sterbegeldzahlung und den Ansprüchen meines verstorbenen Mannes an sein Unternehmen. Ich habe den größten Teil des Geldes für wohltätige Zwecke gespendet, aber es ist noch etwas übrig.

Ich habe die Entscheidung getroffen, Ihnen mein Erbe in Höhe von 1.500.000 € zu übertragen, da ich im Sterben liege und bei mir vor etwa 2 Jahren Krebs diagnostiziert wurde. ALLE ANGABEN MEINES ARZTES SIND DAFÜR, DASS SICH MEIN ZUSTAND WIRKLICH VERSCHLECHTERT, UND ES IST GANZ OFFENSICHTLICH, DASS ICH NACH AUSSAGEN MEINER ÄRZTE UND ALLEN ANGABEN DER MEDIZINISCHEN ANALYSE NICHT LÄNGER ALS ZWEI MONATE LEBEN WÜRDE. ICH HABE KEINE NACHKOMMEN ODER LEBENDE VERWANDTE. MEINE BEIDEN GESCHWISTER EILEEN UND MARY SIND IM ALTER VON 52 BZW. 57 AN KREBS GESTORBEN. MEIN VERSTORBENER EHEMANN WAR SEHR REICH, UND NACH SEINEM TOD ERBTE ICH EINEN TEIL SEINES GOLDMINENUNTERNEHMENS UND DAS GANZE GELD AUF DER BANK. Aus diesem Grund benötige ich Ihre Dienste, um als mein nächster Angehöriger oder Testamentsvollstrecker aufzutreten und die Gelder zu beanspruchen. Wenn dieses Geld nach meinem Tod nicht beansprucht wird, werden die Bankangestellten oder die Regierung das Geld als nicht beanspruchte Mittel betrachten und es vielleicht für
selbstsüchtige und wertlose Unternehmungen verwenden. ICH WERDE MEINEM ANWALT EMPFEHLEN, MEIN TESTAMENT ZU ÄNDERN UND SIE ALS NÄCHSTEN ANGEHÖRIGEN/ALLEINEN BEGÜNSTIGTEN ZU NENNEN, UM BEI DER EINREICHUNG EINES ANTRAGS AUF DIE ÜBERWEISUNG DES GELDES AN SIE ZU HELFEN.

Wenn Sie damit einverstanden sind, dieses Erbe anzunehmen, senden Sie mir bitte die folgenden Informationen, damit ich mein Testament mit Ihrem Namen als nächstem Angehörigen meines Erbes unterzeichnen kann.

Ihr vollständiger Name: _____
Adresse: _____
Telefonnummer: ____
Alter: _____
Beruf: _____

Ich warte gespannt auf Ihre Antwort und auf die Möglichkeit, diese gemeinsame Reise anzutreten, um einen positiven Einfluss auf die Welt auszuüben.

Mit tiefster Aufrichtigkeit,
Prof. Emma G. Schneider

Wir antworten

Natürlich lassen wir uns eine solch großzügige Offerte nicht entgehen – aber als überaus gebildeter Mensch kann Ahmet Kuran die Situation nicht einfach unreflektiert hinnehmen. Schließlich hat die Dame mit der tragischen Lebensgeschichte ihn völlig ohne erkennbare Grundlage als ihren nächsten Angehörigen auserkoren. Ein reiner Zufall? Ein göttlicher Wink? Oder doch eher ein Fall für ein gutes Buch über dreiste Betrugsmaschen?

Höflich, aber mit der Präzision eines erfahrenen Juristen, hinterfragt Ahmet Kuran die rechtlichen und logistischen Unklarheiten dieser wundersamen Erbschaft. Wo ist das Geld deponiert? Welche Notare sind involviert? Gibt es offizielle Dokumente, die die Seriosität dieses Angebots bestätigen?

Sehr geehrte Professorin Emma G. Schneider,

Ihre neuerliche Zuschrift hat meine Verwunderung nicht gemindert, sondern vielmehr verstärkt. Die sich überschlagenden Ereignisse in Ihrem Leben – das Ableben Ihres hochwohlgeborenen Gatten, die gewaltigen Finanztransfers und nun Ihre sich dramatisch zuspitzende gesundheitliche Lage – erscheinen mir von einer solchen Intensität, dass ich kaum vermag, den Zufall zu fassen, der mich in den Mittelpunkt dieser Angelegenheit stellt.

Gewiss verzeihen Sie mir meine akademische Neigung zur Sorgfalt und kritischen Reflexion, doch erhebt sich in mir eine nicht zu unterdrückende Skepsis hinsichtlich der Umstände, unter denen Sie mich als Ihren bevorzugten Erben auserkoren haben. Unsere beiderseitige Bekanntschaft liegt in tiefstem Dunkel, und ich bin mir keines akademischen, geschäftlichen oder familiären Bandes bewusst, das uns in eine derart enge Verbindung setzen könnte.

Ferner erscheint mir die Dringlichkeit Ihrer testamentarischen Verfügung auffallend. Ein derartiger Vermögenstransfer unterliegt, wie Sie zweifellos wissen, einer Vielzahl rechtlicher, fiskalischer und notarieller Hürden. Haben Sie bereits einen juristischen Beistand konsultiert, der mir entsprechende notarielle Dokumente vorlegen könnte, um die Legitimität dieser Transaktion zu bekräftigen?

Auch die logistische Abwicklung gibt mir Rätsel auf. Darf ich erfahren, bei welcher Bank Ihr Vermögen ruht? In welcher Form ist es deponiert? Welche juristischen Instanzen sind in den Prozess involviert? Ich nehme an, dass ein Finanztransfer dieser Größenordnung nicht ohne eine gründliche Dokumentation und bankaufsichtliche Prüfungen vollzogen werden kann.

Gestatten Sie mir daher die Höflichkeit, vor einer Entscheidung über Ihre großherzige Offerte einige wesentliche Klarstellungen zu erbitten. Ich bin mir gewiss, dass jemand Ihres akademischen Ranges und Standes für meine Skepsis Verständnis aufbringen wird.

In gespannter Erwartung Ihrer geschätzten Ausführungen verbleibe ich

Ahmet